6 Impulse für kleine Rituale zum Loslassen & Abschied nehmen
1. Zum Abschied die Hand geben
Lore Galitz sagt: Um etwas wirklich loslassen zu können, müssen wir ein letztes Mal Verbindung aufnehmen. Stark vereinfacht: Um einen Gegenstand, den wir nicht mehr in der Wohnung haben wollen, auszusortieren, müssen wir ihn auch noch mindestens einmal in die Hand nehmen. Bei manchen Abschieden geht das nicht, beispielsweise, wenn wir einen geliebten Menschen verloren haben. Dann helfen Rituale jedoch dabei, diese Erfahrung bewusst zu spüren: zum Beispiel durch die Kraft der Zeremonie, durch Erinnerungen und durch Symbole, die für das Verlorene stehen.
2. Gutes behalten
Nicht alles, was beispielsweise in einer gescheiterten Beziehung war, ist schlecht. Gerade deshalb halten wir oft noch daran fest, da wir befürchten, wenn wir loslassen, könnten wir auch das Gute verlieren. Rituale helfen uns zu spüren, welcher Teil eines Lebensabschnitts oder einer Beziehung eine Last war und welcher Teil bei uns bleiben soll. Und am Ende eines Rituals können wir beispielsweise die gute Energie, die freigesetzt wurde, einfach einsammeln – und die schlechte wegschicken.
3. Die Angst verlieren
Warum klammern wir uns oft so lange an eine Lebensphase, eine Sache oder eine Person? Ein Grund hierfür ist: Wir laufen innerlich weg, verdrängen den Verlust. Schreck und Angst vor dem endgültigen Schmerz hindern uns daran, einer Situation wirklich ins Auge zu schauen. Rituale bieten einen geschützten Rahmen, wir können uns hier in der vorgegebenen Ordnung sicher fühlen – und dem Abschied und allem, was damit verbunden ist ins Gesicht schauen.
4. Fesseln sprengen
Gerade nach einer Trennung sind wir oft noch durch quasi unsichtbare Fesseln mit einer anderen Person oder Situation verbunden. Auch hier hilft die rituelle Erfahrung. Im Ritual können wir im wahrsten Sinne des Wortes die Fesseln sprengen, mit einer kraftvollen Geste verbindende Bänder zertrennen. Das Gefühl der plötzlichen Freiheit kann ein Schlüsselmoment sein, der Knoten platzt im wahrsten Sinne des Wortes – und wir haben uns von einer Verbindung, die wir nicht mehr haben wollen, befreit.
5. Behutsam Abschied nehmen
In manchem Trennungen und vor allem auch beim Verlust einer geliebten Person ist es vor allem der Schmerz, der uns im Griff hat. Statt Dankbarkeit und Liebe empfinden wir allzu oft nur eine betäubende Trauer oder fühlen uns verloren und entwurzelt. Hier hilft es, wenn wir uns aktiv ablösen, uns behutsam verabschieden – wie wenn wir jemanden zum Bahnhof bringen und seinem Zug noch eine Weile hinterherschauen, bevor wir den Bahnsteig verlassen. Der Abschied wird hier mehr zu einem erlaubten Gehenlassen. Ein Ritual ist hier beispielsweise, Blumen in einen treibenden Fluss zu entlassen – und sie als Symbol für das, wovon man Abschied nehmen will, zu sehen. Wichtig ist hier vor allem in Situationen der großen Trauer die Begleitung durch einen Ritualmeister, der mit uns gemeinsam das Ritual vollzieht und auch zur Nachbereitung bei uns ist.
6. Grundlegende Fragen finden und beantworten
Beim Thema Abschied unterscheidet Lore Galitz ganz explizit den Begriff „Loslassen“ – also von etwas Abschied nehmen, das nicht oder nicht mehr zu uns gehört – und „Loswerden“, also etwas, das eigentlich noch zu uns gehört, aktiv abzustoßen. Bei Letzerem sollten wir genau hinterfragen, warum wir es loswerden wollen. Denn erst dann gelingt es, wirklich loszulassen. Rituale helfen uns dabei zu sehen, was wirklich nicht mehr zu uns gehört – was wir loslassen zu können – und welche Fragen wir für uns noch beantworten müssen.