Es sind nicht die anderen, die uns wütend machen
Immer wieder kommen diese Tage, an denen wir nach Hause kommen und erstmal Dampf ablassen müssen. Über die doofe Kollegin, ohne die wir schon längst eine Karrierestufe höher wären! Die Freunde, die immer alles so kurzfristig absagen und uns den Abend vermiesen. Und muss der Nachbar über uns denn ausgerechnet jetzt Staub saugen?
Autorin und Coach Ina Rudolph weiß: Es sind nicht die anderen, die uns wütend machen. Wir haben die Kraft und die Macht, unsere Blickwinkel so zu wählen, dass wir genau das verhindern. „Die Welt hat alles mögliche parat“, sagt sie. „Es gibt tausend mögliche Sichtweisen auf eine einzige Sache.“ Wie wäre es zum Beispiel, wenn wir einfach mal nach einer Beförderung fragen würden, anstatt jeden Tag die Kollegin zu beäugen? Wenn wir unsere Freunde geraderaus bitten, nicht mehr so kurzfristig abzusagen oder uns über den ruhigen Abend freuen? Und was, wenn wir anstatt mit säuerlicher Miene dem Staubsauger zuzuhören die Musik laut aufdrehen und eine Runde tanzen?
Raus aus der Ohnmacht
„Man sucht sich unbewusst stressige Blickwinkel aus“, erklärt Ina Rudolph. „Viele Leute sind sehr fixiert auf Probleme und Kritikpunkte“. Wie man aufgewachsen ist, kann hier einen Einfluss haben. Auch prägende Erfahrungen können Annahmen formen, Ängste beispielsweise, oder Vorurteile. Dennoch: An den eigenen Annahmen festhalten und darauf warten, dass sich andere Menschen und Situationen verändern ist frustrierend und selten von Erfolg gekrönt. Bei sich selbst anzusetzen und die eigenen Bewertungen zu hinterfragen, ist zwar anstrengend, doch die einzig nachhaltige Lösung gegen die Wut und die gefühlte Ohnmacht.
Im Laufe des Lebens macht man immer wieder solche Perspektivwechsel durch, man sagt: Dass diese Sache passiert ist, hatte doch etwas Gutes. Nur konnte ich das vorher nicht sehen.