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Kalender Aktualisiert:18. Apr 2024

Warum brechen Kinder den Kontakt zu den Eltern ab?

Nicht jeder Mensch ist mit einem harmonischen, liebevollen Elternhaus gesegnet, deshalb brechen viele Kinder im Erwachsenenalter den Kontakt zu den Eltern ab. Meist wird ihnen erst als Erwachsene nach einem langen Leidensweg klar, dass das Verhältnis toxisch ist und sie an ihrem eigenen Lebensglück hindert. Oft ist keine offene Kommunikation mit den Eltern möglich. Sie beharren auf ihren Ansichten, dabei werden die Bedürfnisse der Kinder ignoriert oder abfällig abgetan. Manchmal kommt erst später im Erwachsenenalter der Punkt, an dem sich Kinder zu ihrem eigenen Wohl von den Eltern distanzieren, um endlich ein zufriedenes Leben ohne Streitereien zu führen. Gründe für den Kontaktabbruch können sein:

  • Mangel an Liebe, Wertschätzung, Unterstützung oder Akzeptanz
  • Vernachlässigung
  • psychische Erkrankungen oder Suchtverhalten der Eltern
  • Misshandlung durch physische oder psychische Gewalt
  • stark unterschiedliche Werte- und Moralvorstellungen
  • kein Verständnis für die eigenen Bedürfnisse und Wünsche
  • überhöhte Erwartungen
  • ständige Herabsetzung, Vorwürfe und Kränkungen
  • Schuldgefühle oder Schuldzuweisungen
  • nicht akzeptieren des Partners oder der Partnerin
  • übermäßige Kontrolle, Überbehütung und Einengung
  • hoher Druck
     

Kontaktabbruch als Selbstschutz

Manchmal ist der Kontaktabbruch notwendig, um sich selbst zu verwirklichen, um endlich die Flügel auszubreiten und frei zu sein. Gerade im frühen Erwachsenenalter verspüren viele den Drang, den strikten Regeln des Elternhauses zu entfliehen und ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Manchmal ist das Verhältnis zwischen Eltern und Kind jedoch dermaßen toxisch, dass Deine körperliche und mentale Gesundheit massiv leidet. Der Kontaktabbruch dient dann als reiner Selbstschutz, um nicht weiter manipuliert, abgewertet und verletzt zu werden.

 

Wann ist ein Kontaktabbruch zur Familie sinnvoll?

Ein Kontaktabbruch zu den Eltern ist dann sinnvoll, wenn es Dir damit besser geht und Du Dich befreiter fühlst. Du bist jetzt erwachsen, führst Dein eigenes selbstbestimmtes Leben und triffst Deine eigenen Entscheidungen. Damit entscheidest Du auch, mit welchen Menschen Du Dich umgibst.

Den Kontakt zu den eigenen Eltern abzubrechen ist natürlich ein radikaler Schritt, der manchmal jedoch alternativlos ist. Wurdest Du von den Eltern oder einem Elternteil körperlich oder emotional missbraucht, wirst Du bei jeder Gelegenheit von ihnen herabgesetzt oder akzeptieren sie Dich einfach nicht, wie Du bist, dann ist der Kontaktabbruch als Selbstschutzmaßnahme sinnvoll.

Denn auch wenn es Deine Eltern sind: Sie haben kein Recht, Dein Leben zu bestimmen und Dir zu schaden. Du bist nicht ihr Eigentum. Sofern von Seiten Deiner Eltern keine Bereitschaft zur Kommunikation und Reflexion besteht, wird es Dir besser gehen, wenn Du Dich aus der toxischen Verbindung befreist.

Um den schwierigen Schritt des Kontaktabbruchs durchzustehen und zu verarbeiten, kann Dir therapeutische Unterstützung helfen. Denn wahrscheinlich wirst Du von Schuldgefühlen und Zweifeln an Deiner Entscheidung geplagt, die Du durch therapeutische Begleitung allmählich loswerden kannst.

Manchmal nähern sich Kinder nach einer längeren Funkstille den Eltern wieder an, sofern diese die Bereitschaft signalisieren, die Beweggründe verstehen zu wollen und ein offenes Gespräch zu führen.

 

Schlechtes Verhältnis zu den Eltern – wann besteht noch Hoffnung?

Hoffnung besteht, wenn die Eltern bereit für ein offenes Gespräch sind. Vielleicht verstehen sie Deine Bedürfnisse und Ansichten nicht, lassen sich jedoch auf eine angepasste Form des Kontakts ein. Denn im Grunde lieben Eltern ihre Kinder, auch wenn sie es durch eigene psychische Probleme nicht zeigen können.

Eine toxische Beziehung zu den eigenen Eltern ist immer belastend, denn die Eltern-Kind-Verbindung bleibt nun mal ein Leben lang bestehen. Unseren Freundes- und Bekanntenkreis können wir leichter aussortieren, doch den Kontakt zu den eigenen Eltern abzubrechen, den Personen, mit denen wir genetisch verbunden sind, ist eine schwere Entscheidung und große Herausforderung.

Gerade wenn Enkelkinder im Spiel sind, fällt der Kontaktabbruch schwer. Manchmal hilft es schon, den Kontakt stark einzuschränken und Dich emotional von den Eltern abzunabeln. Melde Dich sporadisch, aber lass Dir von ihnen nicht Dein Leben diktieren.

Jede Familie ist natürlich anders, und auch jedes Verhältnis eines Kindes zu den Eltern ist anders. Oft entwickelt sich eine Entfremdung vom Vater, der die Familie verlassen hat, in der Erziehung besonders streng war oder keine Liebe geben konnte. Doch auch das Verhältnis zur Mutter kann gestört sein, beispielsweise durch übermäßiges Helikoptern, eine Einengung der freien Entwicklung oder aber durch Liebesentzug, mangelnde Empathie und Vernachlässigung.

Oft leiden die Eltern selbst unter psychischen Problemen oder einer problematischen Beziehung zu ihren Eltern. Wenn Du Verständnis für ihre Situation aufbringen kannst, fällt es Dir leichter, ihr Verhalten als gegeben zu akzeptieren.

 

Wie kann ich mein Verhältnis zu den Eltern anpassen?

Wenn Du schon mehrfach versucht hast, mit Deinen Eltern zu reden, aber immer wieder auf Unverständnis stößt, helfen Dir diese Tipps, das Verhältnis zu Deinen Eltern so anzupassen und den Kontakt so zu arrangieren, dass es Dir dennoch damit gutgeht:

  1. Überlege zuerst: Was konkret müsste sich an der Beziehung zu Deinen Eltern oder einem Elternteil ändern, damit Du gut damit klarkommst? Seltener Kontakt, lieber nur telefonischer Kontakt statt persönlicher Besuche, Kontakt nur im Beisein anderer Menschen? Was sind die Trigger-Themen, mit denen Du auf keinen Fall mit Deinen Eltern reden willst? Wo setzt Du Deine Grenzen?
     
  2. Beschränke den Kontakt auf ein Minimum. Vielleicht besuchst Du sie einmal im Jahr oder einmal im Monat. Vielleicht meldest Du Dich einmal pro Woche telefonisch für ein kurzes Gespräch, um zu erfragen, ob es ihnen gutgeht. Überlege, mit welchem Kontaktintervall Du klarkommst, ohne belastet zu werden.
     
  3. Mache Dir immer wieder bewusst: Nur Du allein bestimmst darüber, wie Du Dein Leben führst. Als erwachsene Person musst Du keine Erwartungen der Eltern erfüllen, wenn Du dadurch ein unglückliches Leben führst.
     
  4. Akzeptiere, dass Du kein gutes Verhältnis zu Deinen Eltern hast. Damit bist Du nicht alleine, denn etwa in jeder zehnten Familie kommen Kinder auch im Erwachsenenalter nicht mit den Eltern klar. Deshalb versöhne Dich mit der Tatsache und hör auf, Deinen Eltern deswegen Vorwürfe zu machen. Das kostet Dich immer wieder Kraft und bringt am Ende keine Besserung. Vor allem wenn Du einen narzisstischen Vater oder eine narzisstische Mutter hast, wirst Du mit Deinen Vorwürfen immer wieder gegen eine Wand laufen, denn sie werden ihr Verhalten nicht reflektieren und auch nicht ändern.
     
  5. Akzeptiere, dass Du von Deinen Eltern oder einem Elternteil nie die Anerkennung, Wertschätzung und Liebe bekommen wirst, die Du verdient hast und die Du Dir so sehr ersehnst. Sie können sie Dir aufgrund von persönlichen Erfahrungen in der Vergangenheit oder psychischen Erkrankungen nicht geben. Kümmere Dich deshalb besonders liebevoll um Dich selbst. Durch Selbstfürsorge kannst Du Dein verletztes inneres Kind trösten und mit der Vergangenheit abschließen.
     
  6. Gib Dir nicht die Schuld an dem zerrütteten Verhältnis. Durch Schuldgefühle bleibst Du für immer in der toxischen Eltern-Kind-Beziehung gefangen. Du trägst keine Schuld daran, ein eigenständiges Leben zu führen, das nicht den Vorstellungen Deiner Eltern entspricht. Und Du trägst auch keine Schuld daran, dass Deine Eltern Dir nicht die Liebe geben können, die Du verdient hast.
     
  7. Schreib Dir die Wut und Enttäuschung von der Seele. Willst Du Deine Eltern nicht damit konfrontieren, hilft es Dir, ihnen einen Brief zu schreiben. Ob Du ihn anschließend auch abschickst oder für Dich behältst, entscheidest Du.

Gerade wenn die Eltern älter und vielleicht pflegebedürftig werden, springen viele über den eigenen Schatten und nehmen wieder Kontakt auf. Hier gilt es für Dich jedoch ganz klar die Regeln zu definieren und Deine Grenzen abzustecken, inwieweit Du Deine Eltern mit deren Erwartungen wieder in Dein Leben lässt.