Kalender 7 Minuten
Kalender Aktualisiert:31. Oct 2024

Was sind Lebenskrisen?

Bisher lief das Leben so vor sich hin, alles war gut – und plötzlich gerät alles aus den Fugen. Ein Unfall, ein Todesfall, eine Erkrankung, eine Trennung – mit einem Schlag verändert sich alles und wird zur psychischen Herausforderung. Hier erfährst Du, wie Du solche Lebenskrisen meistern kannst!

Es gibt verschiedene Arten von Lebenskrisen. Manchmal stellt ein einziges Ereignis, das wir nicht beeinflussen können, alles auf den Kopf und wirft uns völlig aus der Bahn, wie

  • der Verlust des Arbeitsplatzes
  • eine berufliche Versetzung an einen anderen Ort
  • finanzielle Not
  • Untreue des Partners
  • ein Unfall
  • eine Erkrankung oder der Tod eines nahestehenden Menschen
  • eine Pandemie und deren Folgen für die eigene Existenz

Eine Lebenskrise kann jedoch auch in verschiedenen Lebensphasen auftreten, in denen eine Veränderung stattfindet oder in der wir den Sinn des Lebens neu hinterfragen, z.B.

  • nach dem Studium oder nach der Ausbildung, wenn der Start ins Berufsleben ungewiss scheint
  • wenn die inzwischen erwachsenen Kinder ausziehen und sich die ganze Familiensituation verändert, das sogenannte Empty-Nest-Syndrom
  • wenn ein beruflicher Neustart ansteht, dem wir unsicher entgegensehen
  • wenn uns der Stress des Alltags überfordert und wir unsere wahren Bedürfnisse aus den Augen verlieren

Viele Menschen durchleben die berühmte Midlife-Crisis, in der sie das Gefühl haben, ihr Leben zu verpassen oder ihr bisheriges Leben hinterfragen. Du siehst also, Lebenskrisen lauern überall – umso wichtiger ist es, darauf vorbereitet zu sein.

 

Wie fühlt sich eine Lebenskrise an?

Phasen der Veränderung, der Trauer oder der Verzweiflung sind im Leben ganz normal. Trotzdem treffen sie uns immer wieder unvorbereitet und stürzen uns in ein tiefes Loch, aus dem es im ersten Moment keinen Ausweg zu geben scheint. Doch nach dem ersten Schmerz beginnt der Prozess der Bewältigung mit einer neuen Perspektive im Leben.

Studien haben ergeben, dass Lebenskrisen in verschiedenen Phasen ablaufen, die bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt sind.

 

4 Phasen der Krisenbewältigung

  1. Schock: Die erste Reaktion auf eine unerwartete Nachricht oder ein Ereignis, das unser Leben auf den Kopf stellt, ist in der Regel der Schock. Dieser Zustand wirbelt in uns alles durcheinander und muss sich erst setzen.
     

  2. Verleugnung: „Das kann doch alles nicht wahr sein!“ Nach dem ersten Schock versuchen wir, die Situation zu verleugnen und hoffen, dass alles nur ein Missverständnis oder schlechter Scherz ist.
     

  3. Verarbeitung: Nach einer Weile erkennen wir, dass wir die Situation nicht mehr ändern können und akzeptieren die Veränderungen, die auf uns zukommen. Zuerst findet die Einsicht auf rationaler Ebene statt und wir ergreifen Maßnahmen, um die Lebenskrise zu meistern. Bis wir uns auch emotional dem Neuen öffnen können, dauert es meist etwas länger.
     

  4. Neuorientierung: Der Einschnitt in das bisherige Leben wird als gegeben akzeptiert, nun beginnt die Gestaltung der neuen Lebensphase und das Loslassen der vorherigen.
     

Psychische und körperliche Symptome einer Lebenskrise

Während die einen ihre Krisen gut bewältigen können, lassen sich andere dadurch immer weiter nach unten ziehen. Eine Lebenskrise kann zu psychischen und körperlichen Symptomen führen, wie

  • Schlafstörungen
  • Erschöpfung
  • Antriebslosigkeit
  • Selbstzweifel
  • Ängste
  • Panikattacken
  • Depressionen
  • Gefühlsleere
  • Freudlosigkeit
  • Hoffnungslosigkeit
  • Dinge und Aktivitäten, die früher Spaß gemacht haben, werden gleichgültig
  • sozialer Rückzug
  • kein Interesse mehr an anderen Menschen.

Spätestens dann solltest Du Dein Krisenmanagement bewusst angehen, am besten mit therapeutischer Unterstützung.

Webinar: Resilienz und Selbstfürsorge in Krisenzeiten

In diesem kostenlosen Webinar zeigt Dir Ärztin und Autorin Dr. med Tatjana Reichhart, wie Du mit Methoden aus Psychologie und Verhaltensforschung im Alltag gut für Dich sorgen kannst und so innerlich stark bleibst.

7 Strategien, wie Du Lebenskrisen überwindest

Das Leben plätschert nun einmal nicht nur vor sich hin, sondern verläuft in Wellen mit Höhen und Tiefen, die manchmal auch stürmisch über uns hereinbrechen können. Daran kannst Du nichts ändern. Doch jeder kann seine Lebenskrise mit der richtigen Strategie bewältigen und sogar gestärkt daraus hervorgehen:


1. Akzeptiere die Lebenskrise

Du kannst nicht vor der Lebenskrise davonlaufen, rückgängig machen kannst Du das Geschehene auch nicht. Also bleibt nur, die Krise zu akzeptieren und nach vorne zu blicken. Nach dem ersten Schmerz solltest Du Dich der Situation stellen und nach einem Ausweg suchen.


2. Nimm Dir Zeit

Manche Menschen kommen schneller mit plötzlichen Veränderungen zurecht als andere. Setze Dich deshalb nicht unter Druck, sondern nimm Dir die Zeit, Deine Gefühle zu sortieren, Emotionen bewusst zuzulassen und den anfänglichen Schmerz zu verarbeiten.

Nimm Dir auch Zeit für Deine eigenen Bedürfnisse. Was tut Dir gut? Was hilft Dir jetzt am meisten? Die einen suchen die Gesellschaft anderer Menschen, um Halt zu bekommen. Andere ziehen sich lieber eine Weile zurück. Jeder Mensch verarbeitet Krisen unterschiedlich, deshalb tue das, was Du jetzt für richtig hältst.


3. Werde aktiv

Die äußeren Umstände, die zur Krise geführt haben, kannst Du nicht beeinflussen. Du hast es jedoch selbst in der Hand, was Du nun aus dieser Situation machst. Statt Dich von der Hilflosigkeit erdrücken zu lassen und in der Opferrolle zu verharren, überlege lieber: Was kann ich tun? Wer kann mir helfen?

Jeder noch so kleine Schritt, den Du eigenständig und aktiv unternimmst, bringt Dich aus der Krisensituation. Denn auf den ersten Schritt folgen noch viele weitere, und Du bekommst allmählich wieder die Kontrolle über Dein Leben zurück.
 

4. Sprich mit anderen Betroffenen

Egal, welche Lebenskrise Du gerade durchmachst – es gibt immer auch andere Menschen, denen es ähnlich ergeht. Deshalb nimm Kontakt zu Menschen mit ähnlichem Schicksal auf oder schließe Dich einer Selbsthilfegruppe an.

Das Reden wirkt sehr befreiend und die Gemeinschaft schenkt Kraft und Rückhalt, um die Krise zu überwinden. Außerdem findest Du durch Gespräche neue Inspiration, welche Möglichkeiten sich eröffnen können.


5. Suche nach dem Sinn

Krise bedeutet Veränderung. So wie es bisher lief, wird es nicht mehr sein. Ist der anfängliche Schmerz erst überwunden, stehen Dir alle Türen offen für einen Neuanfang, deshalb versteckt sich hinter vielen Lebenskrisen ein tieferer Sinn.

Eine Erkrankung kann beispielsweise ein Zeichen sein, dass Du in Zukunft besser auf Deinen Körper aufpassen solltest. Eine Trennung kann auch befreiend sein. Ein neuer Lebensabschnitt kann noch erfüllender sein als der vorherige. Deshalb überlege: Was will mir diese Krise über mich und mein Leben sagen?


6. Stärke Deine Resilienz

Da das Leben neben Höhen immer auch Tiefen bereithält, ist eine gute Resilienz von Vorteil für die Krisenbewältigung. Resilienz ist unser emotionales Immunsystem, das in Krisensituationen anspringt und dabei hilft, Lebenskrisen schnell und unbeschadet zu überwinden.

Manche Menschen besitzen von Natur aus eine starke Resilienz. Sie nehmen ihr Schicksal an und selbst in die Hand, um die Krise schnell hinter sich zu lassen. Zusätzlich stärken Achtsamkeit und Ausgeglichenheit die Fähigkeit zur Krisenbewältigung.

Menschen, die regelmäßig meditieren, Yoga praktizieren oder andere Entspannungstechniken als Selbstfürsorge und Ausgleich zum stressigen Alltag anwenden, können mit Lebenskrisen meist gelassener umgehen.


7. Starte den Neuanfang

Manchmal haben Lebenskrisen einen Sinn und setzen das bisherige Leben zurück auf Null. So schwer es anfangs auch sein mag, einen Sinn in der Krise zu finden: Sie kann der Auslöser für einen Neuanfang sein. Überdenke Dein Leben, reflektiere, hinterfrage Deine Wünsche und Ziele, erkenne Deine wahren Bedürfnisse. Vielleicht startest Du nach einer Kündigung etwas völlig anderes, einen Beruf, der Dich mehr erfüllt.

Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt, um nicht mehr von Termin zu Termin zu hetzen, sondern um endlich das Leben zu genießen. Vielleicht bietet sich jetzt die Chance auf einen Ortswechsel. Oder vielleicht setzt Du ab jetzt neue Prioritäten und machst das, was Dich wirklich glücklich macht. Denke immer daran: Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere.

 

Was ist eigentlich die Midlife Crisis?

Als Midlife Crisis bezeichnet man die Lebensphase zwischen 45 und 55 Jahren. Männer ebenso wie Frauen hinterfragen in ihrer Lebensmitte, wo sie eigentlich stehen und wie ihr weiteres Leben verlaufen soll. Viele suchen nach einem neuen Lebenssinn, nach neuen Aufgaben und wünschen sich eine Veränderung.

Diese Phase wird häufig als krisenhaft und schwierig empfunden. Meist kommen noch Belastungen durch die Hormonumstellung dazu. Auch der Auszug der Kinder wird oft als tiefer Einschnitt wahrgenommen.

Interessanterweise ließ sich das Phänomen der Midlife Crisis in über 80 Ländern nachweisen. Dabei war es ganz egal, welchen Bildungsgrad und welchen Beruf die Menschen hatten oder ob Kinder da waren oder nicht. Es zeigte sich, dass ab 30 die Zufriedenheit stetig abnimmt und zwischen 40 und 50 Jahren an einem Tiefpunkt anlangt.

Ab 50 Jahren steigt die innere Zufriedenheit wieder an – und erreicht ein ähnlich hohes Niveau wie in jungen Jahren. Wenn Du also das Gefühl hast, mitten in der Midlife Crisis zu stecken, dann kannst Du zuversichtlich in die Zukunft blicken.


Aber wenn Du alleine einfach nicht den Weg aus der Krise findest, zögere nicht und vertraue Dich einer Therapeutin oder einem Therapeuten an. Denn manchmal bringt nur professionelle Hilfe den Stein ins Rollen, damit Du Dich der Lebenskrise stellen und sie aktiv bekämpfen kannst.

 

Was ist eine Anpassungsstörung und wie wird sie behandelt?

Wenn Du in einer psychisch sehr belastenden Krisensituation Hilfe bei einer Therapeutin oder einem Therapeuten suchst, dann kann es sein, dass diese eine Anpassungsstörung diagnostiziert. So bezeichnet man in der Psychotherapie die Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis.

Diese Reaktion kann bestehen aus:

  • Gefühlen wie Trauer, Ärger, Hilflosigkeit und Ohnmachtsgefühlen
  • körperlichen Symptomen ohne organische Ursache
  • Veränderungen im Sozialverhalten (sozialer Rückzug etc.)

Um eine Anpassungsstörung zu diagnostizieren, müssen typische Symptome gegeben sein, die sich auf mehrere Lebensbereiche ausbreiten:

  • ständiges Grübeln, negative Gedanken, immer wiederkehrende Sorgen
  • kein Interesse mehr an Freundschaften, Hobbies, Arbeit
  • Schlafprobleme
  • Konzentrationsstörungen
  • Angstgefühle
  • Depressivität
  • Rückenschmerzen, Kopfschmerzen etc.

Eine Anpassungsstörung wird meist mit Verhaltenstherapie behandelt. Eine Methode kann die kognitive Umstrukturierung sein, die auf eine Veränderung der Bewertung und Interpretation von bestimmten Situationen abzielt. Dabei geht es darum, negative Gedankenmuster zu hinterfragen und zu bearbeiten.

Die Therapeutin oder der Therapeut versucht, mit den Betroffenen Strategien zur Bewältigung, Veränderung bzw. Akzeptanz der Situation zu erarbeiten. Eine Anpassungsstörung gilt als gut therapierbar. Meist fühlen sich Menschen mit einer Anpassungsstörungen nach einer gewissen Zeit wieder viel besser.