Was sind Choleriker?

Choleriker sind der Klassiker unter den schwierigen Zeitgenossen. Ihr Verhalten ist laut, dominant, unberechenbar, bedrohlich und einschüchternd. 
Möglicherweise sind es grundsätzlich sehr liebenswerte Personen, doch unter Druck verlassen sie von einer Sekunde zur nächsten jegliche Regeln des Anstands und Respekts im Umgang mit anderen. Und flippen aus. 
Das führt beim „Opfer“ zu Empörung: Was denkt der, wer ich bin? Wie behandelt er mich? Warum muss ich mich hier anschreien lassen?
 

Sind Choleriker schlechte Menschen?

Die meisten Menschen fühlen sich überfordert, mit so einem aggressiven Anfall umzugehen und wissen nicht, wie sie sich hier schützen können. Sie verurteilen Choleriker dann als schlechte Menschen. 
„Für mich sind es eher Menschen in Not“, relativiert die Konfliktberaterin Ursula Wawrzinek. „Hier verliert jemand die Kontrolle und agiert seine aufbrausenden Gefühle ungefiltert aus. Er zeigt fehlende Impulskontrolle und fehlende Souveränität und hat die falsche Annahme, dass man sich mit so einem Verhalten irgendwie gut behaupten und durchsetzen kann. Das Gegenteil ist der Fall.“
 

Die Folgen eines Wutausbruchs 

Beim Gegenüber löst das Verhalten Angst und Abwehr aus. Der Choleriker wird nicht ernst genommen, sondern wirkt bedrohlich und ist verletzend. „Ist er oder sie in einer Firma mit Macht ausgestattet, beispielsweise als Geschäftsführer, dann wird sich niemand direkt bei ihm beschweren, aber hinter seinem Rücken und in Gedanken wird er verurteilt.“
 

Wie sollte man nicht reagieren?

Doch es gibt bessere Methoden, mit einem wütenden Gegenüber umzugehen. Dazu hat die Expertin für Konfliktmanagement ein paar Tipps parat.

Vier Dinge solltest Du unbedingt unterlassen:

  1. Dagegenreden: „Stimmt doch nicht, das war ganz anders…“
  2. Beschwichtigen: „Ist doch nicht so schlimm. Immerhin haben wir doch … geschafft“
  3. Rechtfertigen: „Wir konnten nicht anders, weil…“
  4. Moralisieren: „Bitte nicht in diesem Ton.“

Du gießt damit noch Öl ins Feuer und der Choleriker fährt weiter hoch.
 

So setzt Du Grenzen

Bevor Du auf Dein Gegenüber reagierst, ist laut Ursula Wawrzinek eines besonders wichtig: „Stabilisiere Dich!“

Nimm einen stabilen Stand ein, achte auf eine aufrechte Körperhaltung, nimm Deinen Kopf hoch, vertiefe Deinen Atem und suche den Augenkontakt.
Führe Dir zur Stärkung noch einmal vor Augen, dass Du im Recht bist und Dich so nicht behandeln lassen musst. Sage Dir: Ich darf hier eine Grenze setzen!
 

4 Möglichkeiten, wie Du auf cholerische Ausbrüche reagieren kannst

Hier sind 4 Tipps, wie Du am besten mit einem Choleriker umgehst, wenn er Dich zum Beispiel anbrüllt:

1. Recht geben:
Du findest zwar das Verhalten unangemessen, gibst dem anderen inhaltlich aber durchaus Recht? Dann sage es ihm laut und deutlich: „Ich gebe Dir Recht, ich ärgere mich selbst am meisten darüber, dass…“

2. Grenze setzen:
Du willst im Kontakt bleiben, dem anderen aber ein deutliches Zeichen geben, dass Du gerade nicht einverstanden bist? Dann setze verbal oder nonverbal Deine Grenze.
*verbal: „Stopp mal, ich will Deine Kritik gerne verstehen – nur: So kann ich Dir nicht zuhören, das ist mir zu heftig.“
*nonverbal: Time out-Zeichen machen, Stopp mit beiden Händen anzeigen und mit Namen aussprechen, dazu Augenkontakt halten und ernst schauen und schweigen.

3. Stehen lassen:
Es geht Dir vollkommen gegen den Strich, Dich derart behandeln zu lassen und Du möchtest Dich der Situation nicht länger aussetzen? Dann lasse den anderen stehen und verlasse wortlos den Raum. Oder kündige es an: „Jetzt haben wir ein Problem: ich nehme Deine Kritik gerne an, nur lasse ich mich nicht anschreien.“ Und Abgang.

4. Ertragen:
Du stehst da drüber? Du magst den anderen und er verletzt Dich nicht, weil Du weißt, dass er hier eine Schwäche zeigt und danach wieder nett und freundlich ist? Dann lass den Gefühlsausbruch über Dich ergehen und reagiere erst danach.
Bedenke: Es ist nicht Deine Aufgabe, den anderen umzuerziehen. Es geht lediglich darum, dass Du Dich mit Deiner Reaktion wohlfühlst.
 

Teste Dich: Wie konfliktfähig bist Du?

Willst Du wissen, wie konfliktfähig Du selbst bist? Mit dieser Checkliste kannst Du herausfinden, wie gut Du in Konfliktsituationen agierst. 


Beantworte die folgenden Aussagen mit „Ja“ oder „Nein“ an. Wenn Du Dir nicht sicher bist, wähle die Aussage, die eher zutrifft. Dann zähle Deines "Ja's".

  1. Ich hoffe oft darauf, dass sich ein Streit oder Interessenkonflikt von selbst löst.
  2. Ich sage manchmal „Ja“, obwohl ich „Nein“ sagen sollte.
  3. Ich bleibe häufig auf meinem Ärger sitzen.
  4. Mir fällt in Konfliktsituationen oft nicht ein, was ich sagen soll.
  5. Ich fühle mich manchmal von anderen regelrecht ausgenutzt.
  6. Im Team oder auch in Beziehungen fühle ich mich häufig unverstanden.
  7. Kritik nehme ich mir sehr zu Herzen.
  8. Ich fühle mich anderen Menschen immer mal wieder unterlegen.
  9. Manchmal erwische ich mich dabei, faule Kompromisse einzugehen.
  10. Konflikte belasten mich sehr. Manchmal leide ich dann sogar körperlich.

Dein Ergebnis

Je nachdem, wie häufig Du mit Ja geantwortet hast, kannst Du hier Dein Ergebnis aufklappen:

0-3-mal „Ja“

Glückwunsch! Mit 0 – 3 Ja-Antworten verfügst Du über günstige Voraussetzungen für ein erfolgreiches Konfliktmanagement. 
Du suchst den Konflikt nicht, doch bei Bedarf duckst Du Dich nicht weg. Du weißt, wie Du für Deine Position eintrittst und lässt Dir von anderen nicht die Butter vom Brot nehmen. Das ist eine große Stärke: Dein Mut, in eine Auseinandersetzung zu gehen, ist ein wertvoller Teil Deiner Konfliktfähigkeit. 
Es kann sein, dass Du dabei manchmal über das Ziel hinausschießt und am Ende sogar ein Abbruch der Beziehung steht. Dann können Dir Konfliktklärungstechniken dabei helfen, eine Auseinandersetzung so zu führen, dass die Beziehung zum Konfliktpartner keinen unnötigen Schaden erleidet. So könnt ihr den Konflikt auch leichter lösen.
 

4-6-mal „Ja“

Du magst Konflikte nicht besonders. Treten Unstimmigkeiten auf und kommen aufgewühlte Gefühle zum Ausbruch, fühlst Du Dich eher unsicher.
Auseinandersetzungen fallen Dir schwer, einfach weil sie Deine Harmonie stören und Du nicht genau weißt, wie Du am besten reagieren sollst. Das führt wahrscheinlich dazu, dass einiges ungeklärt bleibt oder Du für Deine Position nicht deutlich eintrittst. Klar, Konflikte sind unangenehm und herausfordernd, das wird auch immer so bleiben. 
Doch Du kannst lernen, Dich auf mögliche Konflikte vorzubereiten und sie erfolgreich zu klären und zu lösen. Es wird auch Deine Selbstsicherheit stärken.
 

7-10-mal „Ja“

Für Dich sind Konflikte Schreckgespenster, mit denen Du lieber nichts zu tun hast. Lieber schluckst Du Deinen Ärger hinunter, als dass Du einen Streit vom Zaun brichst. 
Das ist eine große Stärke: Deine friedliche Gesinnung ist ein wertvoller Teil Deiner Konfliktfähigkeit. Gleichzeitig solltest Du darauf achten, dass Du gerade im Konflikt mit dominanteren Persönlichkeiten nicht auf Deinem Ärger sitzen bleibst. Konflikte gehören zum Leben dazu, selbst wenn man sie meidet, erwischen sie einen zuweilen. 
Um in schwierigen Situationen gelassener zu reagieren und bei Bedarf wirkungsvoll für die eigene Position eintreten zu können, macht es Sinn, sich das notwendige Handwerkszeug anzueignen. Die Kombination Deiner friedlichen Gesinnung mit dem Beherrschen der Konfliktklärungstechniken befähigt Dich, Konflikte im beruflichen und privaten Bereich zu lösen. Das wird Dich erleichtern!
 

Willst Du mehr darüber lernen, wie Du anders als bisher mit Konflikten umgehen kannst? Im Kurs „Gelassen im Konflikt: Wie Du Auseinandersetzungen souverän lösen und an ihnen wachsen kannst“ mit Konfliktcoach Ursula Wawrzinek wird es Dir möglich, das Konfliktgeschehen mit anderen Augen zu betrachten. Du erhältst das notwendige Handwerkszeug, um künftig Konflikten planvoll zu begegnen und Deine Position klar zu vertreten, ohne dabei andere zu verletzen.

230816_wawrzinek_krise_webtrailer_v3

In diesem Online-Kurs lernst Du, mit verschiedenen Konflikttypen umzugehen und souverän Deine Grenzen zu wahren

Mach den ersten Schritt:

Lerne Deine Konflikte besser zu verstehen.

Entwickle eine neue Haltung.

Finde zu einem anderen Umgang mit Deinen Emotionen im Konflikt.

Mehr erfahren