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Kalender Aktualisiert:13. Aug 2024

Was ist radikale Akzeptanz?

Die Realität anzunehmen, wie sie ist, kann zur Herausforderung werden. Und doch lohnt es sich, das eigene Handeln und Denken zu reflektieren und Dinge zu akzeptieren, die wir nicht ändern können.

Radikale Akzeptanz ist die innere Bereitschaft, die Realität so anzunehmen, wie sie ist, mit all ihren Höhen und Tiefen. Das bedeutet, auch all den Schmerz, die Frustration und Traurigkeit zu akzeptieren, sie nicht zu hinterfragen oder sich nicht dagegen aufzulehnen.

Das heißt, Situationen, die nicht oder nicht mehr geändert werden können, nimmst Du als gegeben hin. Denn Dich darüber aufzuregen oder die Realität zu bekämpfen, bringt Dich selbst aus dem Gleichgewicht und verursacht Leiden. Deine Energie kannst Du an anderer Stelle sinnvoller nutzen.

Das Konzept der radikalen Akzeptanz ist Teil der dialektischen Verhaltenstherapie (DBT) nach Marsha Linehan und wurde vom Zen-Buddhismus inspiriert. Obwohl es zur Behandlung von Personen mit psychischen Erkrankungen entwickelt wurde, kann jeder Mensch im Alltag vom Grundprinzip der bedingungslosen Akzeptanz profitieren.

 

Was bedeutet bedingungslose Akzeptanz?

Um zu veranschaulichen, was bedingungslose Akzeptanz im Alltag bedeutet, hier ein paar Beispiele:

Du siehst, wie Dir gerade der Bus vor der Nase wegfährt. Darüber kannst Du Dich nun aufregen, Du kannst wütend werden und Dich ärgern. Negative Gefühle kochen hoch, Du gerätst zunehmend unter Stress. An der Situation ändern kannst Du jedoch nichts. Der Bus ist weg, und in zehn Minuten kommt der nächste. Also kannst Du die Realität auch einfach akzeptieren, wie sie ist, und gelassen auf den nächsten Bus warten.

Du lässt ein Glas fallen und es zerbricht. Daran kannst Du nichts mehr ändern. Natürlich kannst Du Dich über Deine Ungeschicktheit ärgern. Ausgerechnet das teure Glas ist Dir aus der Hand gerutscht. Du machst Dir Vorwürfe, warum Du nicht besser aufgepasst hast. Oder Du akzeptierst, dass das Glas nun kaputt ist. Trinken kannst Du genauso gut aus einem anderen.

Du hast gerade eine Jobabsage bekommen. Das ist natürlich schade, denn Du hättest die neue Stelle gerne gehabt. Trotzdem kannst Du nichts dagegen tun, dass Dir diese berufliche Chance nicht gegeben wird. Du kannst Dich nun Wochen und Monate darüber ärgern und darüber grübeln, warum ausgerechnet Du eine Absage bekommen hast. Du kannst immer mehr negative Energie in Dir anstauen. Oder Du akzeptierst die Realität, hakst die Absage ab und nutzt Deine Energie für weitere Bewerbungen.

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Die Akzeptanz von Schicksalsschlägen

Radikale Akzeptanz bedeutet jedoch auch, Schicksalsschläge wie Trennung, Krankheit, einen Unfall oder den Tod eines geliebten Menschen anzunehmen. Zu akzeptieren, dass Du medizinische oder therapeutische Hilfe benötigst, um ein traumatisches Erlebnis zu verarbeiten.

Natürlich steht am Anfang der Schock, das Nicht-Wahrhaben-Wollen, das Hadern mit dem Schicksal. Schmerz muss manchmal sein, er gehört zum Leben dazu. Wenn Dir etwas Schreckliches widerfährt, ist das schmerzhaft. Lasse diesen Schmerz zu. Doch dieser Schmerz darf nicht zu einem Leiden werden.

Leiden entsteht, wenn Du Dich zu sehr an eine Illusion klammerst und versuchst, Dein Schicksal zu bekämpfen oder zu verdrängen. Diese negativen Emotionen blockieren Dich und kosten viel Kraft. Das Akzeptieren der Realität ermöglicht Dir hingegen, die Situation zu verarbeiten, Schicksalsschläge zu bewältigen und Deine Energien sinnvoll einzusetzen.

Die Realität zu akzeptieren bedeutet übrigens nicht, dass Du Schicksalsschläge positiv sehen sollst. Es bedeutet nur, sie anzunehmen statt dagegen anzukämpfen.

 

Wie kann ich Akzeptanz lernen?

Akzeptanz kannst Du lernen, wenn Du bereit bist, Dein Denken und Handeln zu reflektieren:

Überlege: Kann ich an der Situation etwas ändern? Lautet die Antwort nein, dann akzeptiere, dass es jetzt eben so ist. Verabschiede Dich von falschen Illusionen und Hoffnungen.

Reflektiere: Wie fühle ich mich, wenn ich die Realität nicht akzeptiere? Wütend? Frustriert? Verärgert? Führe Dir vor Augen: Nicht-Akzeptieren bedeutet noch mehr Leiden – und das kannst Du verhindern.

Fühle: Ärger, Frustration, Wut, Traurigkeit, Verzweiflung, Angst, Panik - lasse diese Emotionen bewusst zu, nimm wahr, wie Du Dich fühlst, sei achtsam, ohne zu werten.

Dann akzeptiere die Realität. Vielleicht hilft Dir ein Mantra wie „Es ist, wie es ist“ oder „Ich akzeptiere diese Erfahrung“, das Du Dir in Gedanken immer wieder vorsagst. Du wirst spüren, wie sich in Dir eine Blockade löst.


So kannst Du radikale Akzeptanz im Alltag üben

Diese Akzeptanzübungen lassen Dich gelassener durchs Leben gehen und mit herausfordernden Situationen besser umgehen.
 

1. Übung

Akzeptiere, dass Du im Supermarkt an der Kasse warten musst. Nur weil Du genervt und ungeduldig auf der Stelle trippelst, geht es auch nicht schneller voran. Manchmal muss man eben warten. Also entspanne Dich.
 

2. Übung

Du stehst im Stau und könntest ausrasten vor Wut. Bringt Dich das auch nur einen Meter schneller voran? Nein. Es ist nun mal so, und Du kannst es nicht ändern. Also akzeptiere es. Und Du spürst, wie sich in Dir Gelassenheit ausbreiten kann.

Zusätzlich kannst Du meditieren und Achtsamkeit üben.

 

Was ist radikale Selbstakzeptanz?

Radikale Selbstakzeptanz ist die Bereitschaft, Dich mit all Deinen Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Sie kann Dir mehr Gelassenheit und Zufriedenheit geben. Denn wie bei der radikalen Akzeptanz nimmst Du alles an Dir an, so wie es ist. Akzeptiere Dich und Deinen Körper, denn Du bist gut so wie Du bist.

Bestimmt hast Du Dich schon viel zu lange von vermeintlichen Problemzonen, ersten Fältchen oder dem Erfolg anderer verunsichern lassen. Doch damit ist jetzt Schluss, und zwar radikal.

 

Zugegeben, das ist leichter gesagt als getan. Selbstakzeptanz ist ein Prozess, der nicht über Nacht passiert. Schließlich hängen wir oft schon seit der Kindheit im ewigen Vergleich mit anderen fest: Wir halten andere für schöner, besser, schlauer, erfolgreicher, liebenswerter, talentierter. Doch damit kommen wir nicht weiter.

 

Lasse Selbstzweifel und Selbstkritik hinter Dir

Die Fältchen um Deine Augen zeichnen sich immer deutlicher ab? Dann ist das eben so. Jede Falte hat eine Geschichte zu erzählen und gehört zu Deinem Leben. Vielleicht hast Du Dir früher besser gefallen. Dieses Gefühl ist ok. Nur lass Dich davon nicht runterziehen, sondern akzeptiere das Hier und Jetzt.

Dir geht es heute nicht gut und Du kannst nicht die Leistung bringen wie sonst? Das ist völlig ok so. Akzeptiere, dass Du ein Mensch und keine Maschine bist und auch einmal einen schlechten Tag haben darfst.

Dich stört, dass Du anderen gegenüber schüchtern und in Gesellschaft eher introvertiert bist? Das ist Dein Charakter und macht Dich aus. Andere Menschen lieben Dich dafür, dass Du nicht immer im Mittelpunkt stehen willst und die Dinge bedacht angehst. Also akzeptiere Deine Charaktereigenschaft und vergleiche Dich nicht mit anderen.

Nimm Deine Gedanken und Gefühle bewusst wahr, lasse sie zu. Halte jedoch nicht daran fest und versuche nicht, die Realität verändern zu wollen. Dadurch verursachst Du in Dir nur noch mehr Leid.

Manche Dinge kannst Du einfach nicht ändern, Du kannst sie aber akzeptieren. Lass die unerfüllbaren Hoffnungen und Illusionen vom perfekten Ich nicht Oberhand gewinnen. Sie sind nur mit negativen Emotionen behaftet, die Dir wertvolle Energie rauben.

Akzeptiere Dich mit all Deinen Stärken und Schwächen. Du bist gut, so wie Du bist. Und Du bist genug.

Lerne Dich selbst besser kennen, indem Du Dich intensiv mit Deinen Glaubenssätzen und Gedanken beschäftigst und Dich in Akzeptanz übst