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Kalender Aktualisiert:22. Oct 2024

Was ist die Ursache für Schüchternheit?

Schüchternheit ist ein Persönlichkeitsmerkmal, hinter dem sich die Angst verbirgt, abgelehnt, kritisiert, bewertet oder ausgelacht zu werden. Viele Menschen sind schüchtern – manche sehr ausgeprägt, manche nur in bestimmten Situationen. In einigen Fällen entwickelt sich eine sehr starke Schüchternheit zur sozialen Phobie, die Betroffene in sämtlichen Lebensbereichen stark einschränkt, beruflich wie privat.

Als Ursache wird zum einen eine genetische Veranlagung vermutet, zum anderen führen jedoch auch Erfahrungen in früher Kindheit dazu, dass Du Dich lieber im Hintergrund hältst und Konfrontationen scheust. Sehr oft ist dieses Verhalten erlernt und kann auch wieder abtrainiert werden. Meist steckt mindestens ein schüchterner Elternteil dahinter, der die Unsicherheit auf Dich überträgt.

Sind die Eltern oft zögerlich und im Umgang mit anderen Menschen unsicher, wird sich das auch auf das Verhalten der Kinder auswirken. Genauso einschüchternd kann jedoch auch ein überhöhter Erwartungsdruck der Eltern sein. Ebenso möglich sind negative Erfahrungen in der Schule.

Schüchtern zu sein ist jedoch nichts, wofür Du Dich schämen musst. Jeder Mensch hat eine andere Persönlichkeit, und bei Dir ist die Schüchternheit eben ein bisschen stärker ausgeprägt als der Drang, im Mittelpunkt zu stehen und aktiv auf andere zuzugehen.

 

Wie zeigt sich Schüchternheit?

Schüchternheit zeigt sich zum einen durch körperliche Symptome wie:

  • Erröten
  • Zittern
  • Herzrasen
  • Schweißausbrüche
  • Stottern
  • Versagen der Stimme
  • Anspannung

Zum anderen macht sie sich am Sozialverhalten bemerkbar, denn schüchterne Menschen

  • stehen nicht gerne im Mittelpunkt.
  • haben Angst, negativ aufzufallen.
  • ergreifen nicht gerne das Wort.
  • behalten ihre Meinung für sich.
  • fragen sich ständig, wie sie auf andere wirken.
  • trauen sich vieles nicht zu, aus Angst sich zu blamieren.
  • haben Hemmungen, fremde Menschen anzusprechen.
  • können anderen Menschen beim Gespräch schwer in die Augen schauen.
  • gehen Konflikten aus dem Weg.

 
Manchmal nimmt die Schüchternheit in der Pubertät ihren Höhepunkt und legt sich im Erwachsenenalter. Manchmal bleibt sie jedoch auch weiterhin bestehen und schränkt Deinen Umgang mit anderen Menschen oder mit Vorgesetzten und Kollegen ein. Dann ist die Zeit gekommen, etwas dagegen zu unternehmen.

 

Wie kann ich meine Schüchternheit überwinden?

Schüchtern zu sein ist grundsätzlich nichts Schlimmes. Und doch beeinträchtigt eine stark ausgeprägte Schüchternheit die Betroffenen im Umgang mit fremden Menschen oder in der Arbeit. Leidest Du unter Deiner Schüchternheit, kannst Du sie mit diesen Übungen und Tipps überwinden:


1. Akzeptiere Deine Schüchternheit

Um Deine Schüchternheit überwinden zu können, hilft es, sie als Teil Deiner Persönlichkeit zu akzeptieren. Du bist gut, so wie Du bist. Und wenn Du manchmal etwas schüchtern bist, ist das ebenfalls völlig in Ordnung. Du musst nicht ständig gegen Deine eigene Persönlichkeit ankämpfen und aus Dir einen extrovertierten Menschen machen, auch wenn uns oft das Bild vermittelt wird, Extrovertierte seien in der Gesellschaft erfolgreicher.

Tatsächlich sind sie einfach nur lauter und präsenter, doch auch zurückhaltende Menschen haben ihre Stärken – wenn nicht sogar die besseren Fähigkeiten. Dein Weg ist es, in kleinen Schritten zu lernen, offener auf andere zuzugehen und Deine Ängste durch positive Erfahrungen abzulegen oder sie zu akzeptieren, ohne Dein Leben von ihnen bestimmen zu lassen.
 

2. Analysiere Deine Schüchternheit

Bist Du grundsätzlich ein schüchterner Mensch? Oder tritt die Schüchternheit nur in bestimmten Situationen auf? Und warum bist Du überhaupt schüchtern? Wovor hast Du Angst? Beobachte und analysiere Dein Verhalten und finde die Situationen heraus, in denen Du gerne weniger schüchtern wärst.
 

3. Sammle positive Erfahrungen

Die Angst, Dich zu blamieren, hemmt Dich in sämtlichen Situationen des Alltags? Dann fokussiere Dich auf die positiven Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen. Wie oft genau hast Du Dich wirklich blamiert? Und wie oft reagieren andere Menschen freundlich auf eine Frage, sind hilfsbereit und kommen gerne mit Dir ins Gespräch?

Hier kann folgende Übung helfen: Gehe auf eine fremde Person zu, um nach dem Weg oder etwas ähnlich Banalem zu fragen. Sage Dir innerlich: „Ich habe zwar Angst, dass ich abgelehnt werde, aber vielleicht reagiert die Person auch freundlich.“ Mache Dir außerdem bewusst: „Selbst wenn mich diese fremde Person ablehnt, kann es mir egal sein, denn sie kennt mich gar nicht. Es liegt also nicht an mir.“ Vermutlich wird der Ausgang dieses Gesprächs sein, dass Deine Angst völlig unbegründet war und Dir die andere Person einfach hilfsbereit den Weg erklärt – also eine positive Erfahrung. So tastest Du Dich langsam mit sozialen Kontakten voran.


4. Lebe im Hier und Jetzt

Schüchterne Menschen malen sich die Zukunft immer düster aus. Was könnte nicht alles passieren, wenn Sie in der Gruppe ihre Meinung sagen? Welche Folgen könnte es haben, eine andere Person um Rat zu fragen? Oder wie schlecht könnten andere über Dich denken, wenn Du Dich über eine wohlverdiente Anerkennung freust?

Diese Zukunftsszenarien treten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht ein, deshalb lebe mehr im Hier und Jetzt und erkenne den Ist-Zustand. Niemand macht sich gerade über Dich lustig, warum sollte sich das ändern? Niemand missgönnt Dir den Erfolg, denn Du Dir redlich verdient hast. Und wenn jemand Deine Meinung kritisiert oder Dir Kontra gibt, ist das die Basis einer völlig normalen Diskussion und keine Ablehnung Deiner Person.


5. Stärke Dein Selbstbewusstsein

Oft leiden schüchterne Menschen unter einem schwachen Selbstbewusstsein. Hier kannst Du aktiv werden und durch Übungen Dein Selbstbewusstsein stärken, um anderen mit einem selbstsicheren Auftreten zu begegnen. Erkenne Deine Stärken, setze Deine Grenzen deutlich, mache mehr Sport und nimm Dir Zeit für Dich und Deine Bedürfnisse. Setze Dich selbst zurück in den Mittelpunkt und zeige auch anderen, dass Du wichtig bist.


6. Setze Dich nicht unter Druck

Wie viele andere schüchterne Menschen setzt Du Dich vermutlich selbst stark unter Druck. Diesen Druck kannst jedoch nur Du selbst wieder von Dir nehmen. Also mache Dir bewusst: Jeder kleine Schritt raus aus der Komfortzone, jede kleine Übung, jedes Überwinden Deiner Hemmungen ist wertvoll und ein Erfolg. Auf Deinem Weg darfst Du auch einmal scheitern. Wurdest Du in einer bestimmten Situation wieder von Deiner Schüchternheit blockiert, ist das kein Misserfolg, sondern völlig in Ordnung. Sei nicht so hart mit Dir selbst und lobe Dich lieber für jeden kleinen Erfolg, in dem Du Deine Schüchternheit überwinden konntest.


7. Schenke anderen ein Lächeln

Schüchterne Menschen wirken auf andere schnell arrogant und abweisend. Doch genau das bist Du nicht und willst Du auch nicht ausstrahlen. Diesen ersten Eindruck kannst Du ganz einfach mit einem Lächeln umgehen. Wer anderen mit einem Lächeln begegnet, wird öfter angesprochen und bekommt diese positive Energie zurück. Ein Lächeln ist wirklich die einfachste Übung, bei der Du nicht einmal den ersten Schritt auf andere zumachen musst. Probiere es einfach aus.
 

8. Nimm Dich nicht zu ernst

Wer über sich selbst lachen kann, wird von anderen als sympathisch wahrgenommen. Deshalb nimm Dich selbst nicht zu ernst und lache darüber, wenn Du einen Fehler gemacht hast oder Dir ein Missgeschick passiert ist. Damit neutralisierst Du Deine größte Angst: Wenn Du selbst über Dich lachen kannst, lachen die anderen mit Dir – und nicht über Dich. Sprich Deine Schüchternheit ruhig offen an und Du wirst sehen: Viele Menschen haben Verständnis dafür und finden es toll, dass Du so offen damit umgehst.
 
Ein sicherer Tipp, der Dir beim Überwinden Deiner Hemmschwelle hilft: tief durchatmen und die innere Anspannung lösen. Solltest Du Deine Schüchternheit jedoch nicht aus eigenen Stücken überwinden können oder unter einer sozialen Phobie leiden, vertraue Dich einer Therapeutin oder einem Therapeuten an.

 

Kann man Schüchternheit therapieren?

Schüchternheit kann man therapieren, wenn Du sie trotz aller Bemühungen selbst nicht überwinden kannst. Wann eine Therapie dringend empfohlen ist: bei einer Sozialphobie. Ist es bereits so weit gekommen, dass Du aufgrund Deiner Schüchternheit das Haus nicht mehr verlässt und den Kontakt zu anderen Menschen völlig meidest, solltest Du Dich vertrauensvoll an eine Therapeutin oder einen Therapeuten wenden. Gemeinsam geht ihr den Ursachen auf den Grund und könnt Deine Schüchternheit durch gezielte Übungen überwinden.

 

Was ist der Unterschied zwischen schüchtern und introvertiert?

Schüchterne Menschen sind nicht automatisch introvertiert. Während sich Introvertierte bewusst zurückziehen und den Kontakt zu anderen Menschen meiden, würden viele Schüchterne eigentlich sehr gerne am sozialen Leben teilnehmen, neue Menschen kennen lernen und für ihre Meinung einstehen.

Durch die Schüchternheit sind sie jedoch zu gehemmt und können schwer über den eigenen Schatten springen. Im Gegensatz dazu können Introvertierte durchaus für eine gewisse Zeit sehr gesellig sein, brauchen dann jedoch auch wieder ihre Ruhe und Zeit nur für sich.