Kalender 5 Minuten
Kalender Aktualisiert:14. Mar 2024

Warum habe ich so große Verlustängste?

Verlustängste sind etwas völlig Natürliches. Der Mensch braucht soziale Bindungen, um überleben zu können. Dass wir unsere Liebsten nicht verlieren wollen, ist grundsätzlich normal. Zum Problem werden Verlustängste erst dann, wenn sie extrem ausgeprägt sind, die Lebensqualität einschränken und die sozialen Bindungen gefährden.

Die Ursachen der Verlustangst sind häufig in der Kindheit zu finden. Wer schon in jungen Jahren um die Zuneigung der Eltern kämpfen musste oder sich ungeliebt gefühlt hat, leidet oft auch im Erwachsenenalter unter einem geringen Selbstwertgefühl und einem ausgeprägten Wunsch nach Anerkennung.

Typische Erfahrungen aus der Kindheit, die Verlustängste fördern können:

  • Um die Zuneigung der Eltern zu erhalten, musstest Du immer lieb und brav sein und ihren Vorstellungen entsprechen.
  • Deine Bedürfnisse standen hinter denen Deiner Eltern.
  • Du solltest es immer allen recht machen.
  • Hast Du einen Fehler gemacht, wurdest Du mit Liebesentzug bestraft.

Diese frühen Erfahrungen prägen Dein Verhalten. Du hast früh gelernt, dass man sich Zuneigung erst verdienen muss. Du hast gelernt, Deine Bedürfnisse nicht in den Vordergrund zu stellen und immer zu schauen, dass es den anderen gutgeht.

Manchmal ist ein traumatisches Erlebnis die Ursache für die Verlustangst, beispielsweise der Todesfall eines geliebten Menschen oder die Trennung der Eltern. Auch wenn Du in einer Beziehung schon einmal verlassen wurdest, steigt die Verlustangst. Sie kann sogar der insgeheime Wunsch sein, eine Beziehung beenden zu wollen.

Wie erkennt man Verlustangst? Die Symptome

    Durch die Verlustangst tendierst Du dazu, Deine eigenen Bedürfnisse zu ignorieren, um es dem anderen recht zu machen. Du versuchst immer, die Harmonie in der Partnerschaft herzustellen, und stellst Deine eigenen Wünsche hintan. Du scheust Dich vor Konflikten und behältst Deine eigene Meinung lieber für Dich, aus Angst, vom Partner abgelehnt zu werden.

    Auf der anderen Seite plagt Dich die Eifersucht und Du würdest am liebsten die ganze Zeit mit Deinem Partner verbringen. Allein die Vorstellung, Dein Partner könnte Dich verlassen, weckt in Dir starke Emotionen, die bei Nichtigkeiten hochkochen können. Das äußert sich sogar durch körperliche Symptome wie Atemnot, Schweißausbrüche und Schwindel.

    Allerdings kann Dir genau dieses übertriebene Klammern an die Partnerschaft im Weg stehen. Der Partner ist der Mittelpunkt Deines Lebens. Deine große Angst ist es, ohne ihn allein und hilflos zu sein. Doch schränkst Du seine Freiheit zu sehr ein, kann das die Beziehung erst recht belasten und zu einer Trennung führen. Leidest Du unter Verlustängsten, solltest Du unbedingt Dein Verhalten und die Ursachen dafür genauer hinterfragen.

    Verlustangst-Test

    Hier kannst Du Dich testen, ob Du unter Verlustangst leidest. Wenn Du die meisten Fragen mit Ja beantwortest, dann hast Du vermutlich häufiger mit Verlustängsten zu kämpfen:

    • Bist Du schnell eifersüchtig, meist völlig ohne Grund?
    • Leidest Du unter einem geringen Selbstwertgefühl?
    • Kannst Du Deine Grenzen schwer abstecken?
    • Bist Du oft verunsichert, ob Dein Partner Dich noch liebt?
    • Wünschst Du Dir regelmäßige Liebesbekundungen?
    • Hast Du oft das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben?
    • Ist die Partnerschaft Dein Lebensmittelpunkt, in den Du Deine ganze Energie bis zur Selbstaufgabe investierst?
    • Quält Dich permanent die Angst, verlassen zu werden?
    • Hast Du Angst, Deinem Partner könnte etwas zustoßen?
    • Würdest Du Deinen Partner am liebsten rund um die Uhr kontrollieren?
    • Begibst Du Dich bei Konflikten schnell in die Opferrolle oder versuchst, den anderen emotional zu manipulieren?
    • Bist Du sehr empathisch und sorgst Dich mehr um andere als um Dich selbst?

    Wie kann ich Verlustangst überwinden?

    Um die Verlustangst zu überwinden, musst Du zuerst akzeptieren, dass Dein Partner nicht die Ursache ist. Vielleicht ist etwas, das er sagt oder tut, der Auslöser, dass die Verlustangst in Dir hochkommt. Doch die Ursache liegt in Dir selbst begraben und Du kannst lernen, Deine Ängste und Emotionen besser zu verstehen. Diese Tipps können Dir dabei helfen:

    1. Reflektiere Deine Angst

    Wenn in Dir das nächste Mal die Verlustangst aufsteigt, nimm sie bewusst wahr. Lass sie zu und analysiere Dein Verhalten und Deine Emotionen. Was ist der Auslöser? Warum löst er diese Emotionen in Dir aus? Erkennst Du Ursachen in Deiner Kindheit? Gibt es wirklich einen Grund für Deine Ängste oder spielt sich alles nur in Deinem Kopf ab? Versuche die Situation neutral zu bewerten. Besteht kein reeller Grund zur Angst, den Partner zu verlieren, hake es ab als „Relikt aus der Vergangenheit“. Will Dein Gedankenkarussell einfach nicht aufhören sich zu drehen, sag Dir ganz klar „Stopp!“.

    2. Akzeptiere das Verhalten Deines Partners

    Akzeptiere, dass Dein Partner ein eigenständiger Mensch mit einer eigenen Persönlichkeit und Vergangenheit ist. Genauso wie Du hat auch er seine Gründe für ein gewisses Verhalten. Das muss gar nichts mit Dir zu tun haben und ist ihm vermutlich nicht einmal selbst bewusst. Durch Deine Verlustangst kann es jedoch immer wieder zu Missverständnissen kommen, die eine Überreaktion auslösen. Wenn Du das nächste Mal grundlos eifersüchtig oder durch mangelnde Zuneigung verunsichert bist, sage Dir immer wieder: Ihr seid zwei unterschiedliche Personen und jeder hat seine Vergangenheit. Vielleicht hat er es nie gelernt, ständig Zuneigung zu zeigen – und trotzdem ist er immer für Dich da. Je besser Du lernst, Deine eigenen Verhaltensmuster zu reflektieren und die des Partners zu akzeptieren, umso entspannter wird euer Umgang miteinander.


    3. Akzeptiere den Lauf des Lebens

    Akzeptiere außerdem, dass es der Lauf des Lebens ist, dass Menschen zueinander finden und sich auch wieder trennen. Manchmal passt es einfach nicht, und bevor beide Partner in der Beziehung unglücklich sind, ist eine Trennung die bessere Lösung. Eine Trennung ist nicht das Ende. Dadurch eröffnen sich viele neue Perspektiven, die Dir sogar noch mehr Lebensglück bescheren können. Deshalb löse Dich von der Angst, dass der Verlust des Partners das Schlimmste ist, was passieren kann. Das Leben geht trotzdem weiter.


    4. Sorge gut für Dich selbst

    Du klammerst Dich so sehr an die Beziehung, weil Du befürchtest, ohne Partner hilflos und alleine zu sein? Dann stärke Dein Selbstwertgefühl und nimm Dich endlich wieder als eigenständige Person wahr. Du bist auch ohne Partner ein wertvoller Mensch. Du kannst auch ohne Partner Spaß am Leben haben. Auch in einer Beziehung darf jeder seine Freiräume für eigene Hobbys und Freundeskreise haben. Deshalb höre in Dich hinein und nimm Deine Bedürfnisse wieder wahr. Wer bist Du? Was macht Dich aus? Was tut Dir gut? Was macht Dir Freude? Wenn Du Dich wieder als eigenständige Person definieren kannst, schwindet auch die Angst, ohne Partner verloren zu sein. Gleichzeitig tun gewisse Freiräume der Beziehung gut.


    5. Sprich mit dem Partner über Deine Ängste

    Wenn Du Deine Gedanken und Dein Verhalten besser verstehen kannst, kommuniziere Deine Ängste. Sprich mit Deinem Partner offen über die Dinge, die in Dir Ängste auslösen, ohne ihm Vorwürfe zu machen. So bekommt ihr gegenseitiges Verständnis für eure Verhaltensmuster - eine wichtige Basis für eine glückliche Partnerschaft.

    Sind Verlustängste eine psychische Störung?

    Wer unter so starken Verlustängsten leidet, dass der Betroffene und/oder dessen Partner oder Angehörige in ihrer Entfaltung beeinträchtigt sind, der sollte sich von einem Therapeuten behandeln lassen. Psychologen sprechen von "Trennungsangststörung bei Erwachsenen". Kleine Kinder leiden oft unter Trennungsangst, doch diese Angst hatte evolutionär gesehen einen Sinn. Sie sicherte in früheren Zeiten das Überleben der Kleinen.

    Doch mit dem Heranwachsen wird diese Trennungsangst normalerweise überwunden. Wenn Erwachsene sich mit so starker Verlustangst quälen, dass sie überzeugt sind, nicht ohne eine bestimmte Person leben zu können und sich mit starken Ängsten quälen, sollten sie die Hilfe eines Therapeuten suchen.

    Häufig stecken traumatische Erlebnisse hinter der Verlustangst. Dann ist eine Psychotherapie zur Traumbewältigung nötig, um die Thematik behutsam aufzuarbeiten.

    Ist Verlustangst heilbar?

    Wenn Dich Deine Verlustängste stark quälen, dann solltest Du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Die gute Nachricht: Ängste sind durch Psychotherapie meist gut behandelbar. Zusammen mit der oder dem Therapierenden findest Du die individuellen Ursachen der Verlustangst heraus, die Dir vermutlich gar nicht bewusst sind. Sobald Du den Ursprung Deiner Verlustangst besser verstanden hast, verliert diese meist den Schrecken. Sie beherrscht nicht mehr so stark Dein Denken. In der Therapie lernst Du, besser mit belastenden Emotionen umzugehen, so dass sie Dich kaum mehr beeinträchtigen. Dein Leben wird dadurch leichter und freier.