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Kalender Aktualisiert:14. Feb 2024

Was sind die 4 Bindungstypen?

Die Einteilung in vier Bindungstypen basiert auf der Bindungstheorie von John Bowlby. Der britische Psychoanalytiker befasste sich in den 1950er Jahren mit dem Bindungsverhalten von Menschen. Dabei untersuchte er besonders, wie sich dieses Verhalten bereits ab dem Säuglingsalter entwickelt und wie es die Bindung zu anderen Menschen bis ins Erwachsenenalter beeinflusst.

Er kam zu dem Ergebnis, dass der Bindungsstil bereits durch die Beziehung eines Säuglings zu dessen Bezugsperson geprägt wird, schließlich sind Kinder die ersten Jahre voll auf die Zuwendung und Fürsorge der Eltern angewiesen, um zu überleben.

Erfahrungen, die wir bereits in der frühen Kindheit machen, können demnach laut Bowlby auch später die Bindung in einer Partnerschaft beeinflussen.
 

Die 4 Bindungstypen nach John Bowlby

Die Entwicklungspsychologin und Mitarbeiterin von John Bowlby Mary Ainsworth beobachtete in den 1970er Jahren bei ihrem „Fremde-Situations-Test“ das Verhalten von Kleinkindern im Alter von 12 bis 18 Monaten, die von ihrer Bezugsperson für kurze Zeit mit einer fremden Person in einem Raum allein gelassen wurden.

Anhand der Reaktion der Kinder beim Weggehen und Zurückkommen der Bezugsperson bestätigte sich Bowlbys Theorie der frühkindlichen Prägung der Bindungsstile. Sie lassen sich in die vier Bindungstypen einteilen:
 

1. Bindungstyp A: Unsicher-vermeidende Bindung

Der unsicher-vermeidende Bindungsstil wird auch als vermeidend, abweisend-vermeidend oder ängstlich-vermeidend bezeichnet. Menschen mit diesem Bindungsstil können nur schwer Nähe zulassen und über ihre Gefühle reden.

Sowohl körperlich als auch emotional bleiben sie lieber auf Abstand, um den Schmerz einer Trennung zu vermeiden. Sie leiden geradezu unter Bindungsangst. Langfristige Beziehungen sind ihnen deshalb schwer möglich. Ihr negatives Selbstbild übertragen sie auch auf andere Personen.

Die Ursache kann die Abwesenheit einer Bezugsperson in der Kindheit sein, aber auch eine strenge Erziehung ohne emotionale Nähe. Der unsicher-vermeidende Bindungstyp war früh auf sich allein gestellt und musste sich selbständig versorgen. Auf die Bezugsperson konnte er sich nicht sicher verlassen.
 

2. Bindungstyp B: Sichere Bindung

Menschen vom Bindungstyp B können eine liebevolle, langfristige, sichere Bindung zu anderen aufbauen. Sie vertrauen anderen Menschen und können schnell Nähe und Intimität zulassen. Sie kommunizieren offen, können Liebe geben, aber auch annehmen.

Braucht die andere Person in einer Beziehung mehr Zeit für sich, werden sie dadurch nicht gleich verunsichert, denn sie besitzen ein gesundes Selbstbewusstsein und bleiben auch in einer Partnerschaft autonom. Sie können die eigenen Emotionen gut zulassen und regulieren.

Der sichere Bindungstyp konnte sich immer auf die Bezugspersonen verlassen, bekam von ihnen Liebe, Verständnis, Sicherheit und Wertschätzung. Er konnte ein gesundes Selbstvertrauen aufbauen und eigene Erfahrungen sammeln, mit dem Wissen, immer einen „sicheren Hafen“ als Rückhalt zu haben.
 

3. Bindungstyp C: Unsicher-ambivalente Bindung

Der unsicher-ambivalente Bindungstyp, auch als ängstlich-ambivalent oder ängstlich-besorgt bezeichnet, fühlt sich in der Beziehung sehr unsicher. Er leidet oft unter Verlustangst und braucht immer wieder Bestätigung. Er macht sich von der anderen Person abhängig und hat im Fall einer Trennung das Gefühl, nicht mehr alleine weiterleben zu können.

Menschen dieses Bindungstyps haben meist schon in der Kindheit keine Sicherheit bei der Bezugsperson verspürt. Manchmal ging sie auf die Bedürfnisse ein, manchmal nicht – die Erziehung war geprägt von Inkonsequenz. Oft verstanden sie als Kind nicht, welche Erwartungen die Bezugsperson an sie hat und fühlten sich dadurch verwirrt.


4. Bindungstyp D: Unsicher-desorganisierte Bindung

Menschen mit unsicher-desorganisiertem oder ängstlich-desorganisiertem Bindungsstil haben ebenfalls Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen. Genauso fehlt ihnen auch das Selbstvertrauen. Tief im Inneren sehnen sie sich nach einer Beziehung und danach, geliebt zu werden. Gleichzeitig haben sie jedoch Angst vor Zurückweisung und versuchen, eine engere Bindung zu vermeiden. Ihre Gefühle können sie nur schwer regulieren.

Schon im Kindesalter fiel es ihnen schwer, Vertrauen zur Bezugsperson aufzubauen. Oft steckt sogar Angst vor der Bezugsperson dahinter, die durch traumatische Erlebnisse ausgelöst wurde, beispielsweise durch Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung.

 

Die 3 Bindungstypen nach Cindy Hazan und Phillip Shaver

Cindy Hazan und Phillip Shaver untersuchten in den 1980er Jahren gezielt das Bindungsverhalten von Erwachsenen in einer Partnerschaft und kamen dabei zu drei unterschiedlichen Bindungstypen:


1. Sicherer Bindungsstil

Menschen mit sicherem Bindungsstil haben großes Vertrauen in sich selbst und in andere Menschen. Sie bauen schnell eine enge Bindung zu anderen auf und führen stabile, langjährige Beziehungen. Durch ihr gesundes Selbstbewusstsein gehen sie offen auf andere zu und scheuen sich nicht, neue Erfahrungen zu machen. Sie sind fest davon überzeugt, ihr Leben durch eigenes Handeln beeinflussen zu können.
 

2. Vermeidender Bindungsstil

Menschen mit vermeidendem Bindungsstil sind sehr misstrauisch und können nur schwer Vertrauen zu anderen aufbauen. Sie lassen keine Nähe zu und verteidigen ihre Unabhängigkeit. Ihr positives Selbstbild übertragen sie nicht auf andere, sie sehen in anderen immer nur das Negative.


3. Ängstlicher Bindungsstil

Menschen mit ängstlichem Bindungsstil haben Angst vor Zurückweisung. Sie wollen von anderen geliebt werden, investieren besonders viel in die Beziehung und brauchen immer wieder Bestätigung. Ihr Selbstbild ist eher negativ, dafür sehen sie andere Menschen als besonders positiv und überhöhen sie sogar. Sie klammern sich stark an die andere Person und sind sehr anhänglich.
 

Während der frühkindlich geprägte Bindungsstil nach Bowlby und Ainsworth meist ein Leben lang als primärer Bindungsstil bestehen bleibt, können sich die Bindungsstile im Erwachsenenalter nach Hazan und Shaver durch Erfahrungen immer wieder verändern.

 

Was sagen die Bindungstypen aus?

Die Bindungstypen sagen viel über Dein Selbstbewusstsein und Deine Fähigkeit aus, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen. Das gilt für Liebesbeziehungen genauso wie für Freundschaften oder andere Bekanntschaften. Sie ermöglichen Dir, Dein eigenes Bindungsverhalten zu hinterfragen.

Doch jeder Mensch ist anders, und in jeder Partnerschaft treffen zwei Individuen aufeinander. Jede Beziehung ist deshalb auch individuell und lässt sich nicht allgemein nur anhand der Bindungstypen analysieren.

Grundsätzlich fällt es Menschen mit einem sicheren Bindungsstil leichter, eine gesunde, liebevolle Beziehung zu führen und sich ganz auf eine andere Person einzulassen. Verlieben sich zwei Menschen mit sicherem Bindungsstil, stehen die Chancen gut, dass sich daraus eine langfristige stabile Beziehung entwickelt.

Bei Menschen mit unsicherem Bindungsstil sind Beziehungsprobleme hingegen oft vorprogrammiert. Treffen nun zwei Personen mit unterschiedlichem Bindungsstil aufeinander, kann sich die eigentlich sichere Person durch die Unsicherheit des Partners oder der Partnerin verunsichern lassen. Genauso kann jedoch auch eine unsichere Person durch die sichere Person zunehmend Vertrauen und Nähe aufbauen.

Die Bindungstypen sagen also nicht unbedingt etwas über das Gelingen oder die Probleme in Deiner Partnerschaft aus. Viele andere Faktoren und persönliche Erfahrungen spielen ebenfalls eine Rolle dabei, ob die Beziehung glücklich und gefestigt ist oder immer wieder durch Probleme ins Wanken gerät.

Scheitern Deine Beziehungen jedoch immer wieder an denselben Bindungsmustern, könnte die Ursache Dein unsicherer Bindungsstil sein. Und den kannst Du hinterfragen und sogar ändern.

 

Kann man den Bindungstyp ändern?

Auch wenn es nicht leicht ist, kann man den Bindungstyp ändern. Durch mehrere Enttäuschungen in Partnerschaften können sichere Bindungstypen unsicher werden, genauso können jedoch auch unsichere Bindungstypen ihre Bindungsmuster durchbrechen und lernen, sich vertrauensvoll auf eine andere Person einzulassen.

Unsichere Bindungstypen leiden unter einem geringen Selbstwertgefühl. Um eine gesunde Beziehung mit einer anderen Person zu führen, ist es deshalb wichtig, das Selbstwertgefühl zu stärken. Außerdem gilt es den Bindungsstil zu erkennen und zu analysieren.

Da der Bindungsstil unser Verhalten anderen Personen gegenüber schon sehr früh prägt, braucht es dafür natürlich Zeit und Geduld. Eine Therapie kann dabei helfen, die bisherigen Beziehungsmuster zu erkennen und zu durchbrechen. Da viele Menschen mit unsicherem Bindungsstil auch anderweitig psychische Probleme haben, ist die therapeutische Begleitung ohnehin ratsam.